Forum FrauenSingen 2015 – Bericht
Zeitungsartikel
- Schlichte, aber technisch anspruchsvolle Lieder (Allgemeine Zeitung vom 23.6.2015)
Forum FrauenSingen in Ingelheim. 19./20. Juni 2015
Reisen und Pilgern am Strom – Kulturen begegnen sich
Unter dem Motto Reisen und Pilgern am Strom feierten ca. 170 singende Frauen am Samstag, 20.6.2015 mit vielen Liedern, Workshops zu Singen und Stimmbildung einen Tag der Begegnung.
Mehrere Kirchen wirkten bei diesem Singtag mit, außer der Ev. Saalkirchengemeinde auch die kath. Gemeinde St. Remigius – erstmals eine ökumenische Ausrichtung des Frauensingens – und zum Vorabendkonzert die Ev. Burgkirchengemeinde in Oberingelheim. Frau pilgerte von Freitagabend bis Samstagabend von Kirche zu Kirche …
Auftaktkonzert
Das Auftaktkonzert fand am Freitagabend 19.6.2015 in der spätmittelalterlichen Oberingelheimer Kirche statt: mit Nancy Thym aus Naumburg, Erzählerin, Sängerin über Lieder und Leben der romantischen Komponistin Louise Reichardt (1779–1826). Nancy Thym im Kostüm als Erzählerin – mit mehreren zeitgenössischen Harfen, u.a. einer Harfe aus dem frühen 18. Jh., begleitete sie sich selbst und sang Lieder zu Texten von romantischen Dichtern (Clemens Brentano, Achim von Arnim, Philipp Otto Runge etc.). Der von Kantorin Bettina Strübel geleitete Frauenchor „Voces Feminarum“ brachte Louise Reichardts weitgehend unbekannte „Sechs Geistliche Lieder für Frauenchor“ als besonderes Klangerlebnis zu Gehör.Anschließen gab es einen Empfang und „Cometogether“ mit Wein und guten Gesprächen zum „Aufwärmen“.
Gemeinsames Singen
Der Samstag-Sommertag begann nach einer Begrüßung und Grußwort der Vorsitzenden des Verbandes Ev. Chöre in Hessen und Nassau, Dr. Susan Durst gleich mit dem gemeinsamen Singen in der Ev. Saalkirche. Ein neuer Kanon zum Vorstellen, aus welchen Regionen die Frauen angereist waren (zum großen Teil 50–100 km und auch viele darüber hinaus) ließ die verschiedenen Gruppen zu Gehör kommen. Zum Auftakt eröffnete ein spirituell-musikalischer Impuls das gemeinsame Singen mit Kantorin Bettina Strübel. Prof. Elisabeth Bengtson-Opitz gab einige Übungen zum Einsingen – und auch die anderen Referentinnen konnten sich musikalisch vorstellen. Nancy Thym aus Naumburg brachte uns Lieder der romantischen Komponistin Louise Reichardt mit Clemens Brentanos „ich wollt ein Sträuslein binden“. Einen wunderschönen harmonischen mehrstimmigen Chorsatz für Frauenchor „Morgenlied“ von Louise Reichardt (am Vorabend im Konzert von „Voces Feminarum&ldquo: gesungen) wurde mit Bettina Strübel eingeübt, die auch mehrere Vertonungen zu Psalm 121 vorstellte: Mendelssohn Bartholdy (Hebe deine Augen auf) und eine verblüffend einfache und schön klingende mehrstimmige Version. Sylva Bouchard-Beier (Sängerin/Stimmbildnerin) hatte mittelalterliche Pilgerlieder in ihrem Stimmbildungsseminar im Gepäck – mit Rahmentrommel und großem körperlichen Einsatz begleitete sie den archaisch wirkenden Gesang.
Workshops
Anschließend ging es in die Workshops im kath. Kilianshaus (Stimmbildungsworkshops) und im Ev. Gemeindehaus, wobei die Gruppe von Bettina Strübel gleich in der Saalkirche blieb und dort das mittelalterliche Flair der Pilgerlieder aus Santiago de Compostela mit dem Codex Calixtinus und Gesang aus Montserrat weiter in der Kirche klingen ließ.
Zum Mittagsgebet pilgerte man dann in die älteste Kirche Ingelheims, die kath. Remigiuskirche. Dort begann auch die erste Führung über Pilgern und Klöster in Ingelheim – weitere Gruppen gingen zur Kaiserpfalz-Führung und Führung durch die Ausstellung im Alten Rathaus (Kubin/Feininger).
Mittagessen, zweite Runde Workshops und Kaffeetrinken fanden wieder im Kilianshaus statt. Im angrenzenden Garten, der auch einen Bibelgarten beherbergt, konnte man sich der Ruhe hingeben. Die wochenlange Trockenheit hatte den Garten etwas austrocknen lassen, für die Blumen wäre ein richtiger Regen gut gewesen, aber glücklicherweise hatte der Himmel ein Einsehen mit uns Frauen und ließ nur einige Tropfen spüren.
Nach der Kaffeepause ging es dann zur Aula Regia, der ehemaligen Königshalle der Pfalz Karls des Großen – nach einer Einstimmung durch Stimmbildnerin Ute von Genat pilgerten die Frauen mit dem Pilgerschritt und dem Alleluja-Kanon (Mozart) hinüber zur Saalkirche. Die Sonne war zum Pilgern herausgekommen und langsam füllte sich die Kirche mit den Klängen, bis alle Frauen angekommen waren – ein unvergeßliches Erlebnis.
Das zweite gemeinsame Singen wurde dann von Franziska Welti (Chorleiterin der Singfrauen Winterthur), die einen Workshop „Ostwärts“ mit armenischen, georgischen Liedern gehalten hatte, mit einem berühmten georgischen Mariengesang gestaltet. Stimmbildnerin Elizabeth Neiman kam in tiefer Lage und gospelähnlicher Stimme mit einem jüdischen Gesang Alenu (Ruf/Antwort wie in alter antiphonaler Praxis). Den Schluss des gemeinsamen Singens bildete ein Gospel „Lord, hold me“, den Barbara Pfalzgraff, Dekanatskantorin aus Mainz, mit dem Pianisten Mark Schwarzmayr den Frauen nahebrachte, Vorbereitung für die Vesper.
Musikalische Vesper
Eine musikalische Vesper bildete den spirituellen Höhepunkt und Abschluss des Tages und wurde von Carsten Lenz an der Orgel mit einer Improvisation über das beim Weltgebetstag der Frauen gesungene Abendlied „Der Tag, mein Gott“, ist nun vergangen“ eröffnet. Die Lieder des Tages wurden in eine Liturgie zusammengeführt, mit Psalmen und Marienliedern, mittelalterlichen Pilgerliedern, Lieder aus Georgien und dem Magnificat mit Miriam-Antiphon. Der Gospel bildete einen schönen Ausklang – und am Ausgang ging frau mit einer Pilgermuschel nach Hause.
Wir hoffen auf ein frohes Wiedersehen in Kloster Eberbach.
Ursula Reichert
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Frauensingtag der EKHN,
am Samstag, 11. Juni 2016 in Kloster Eberbach im Rheingau.
10 Jahre Frauensingen. Gemeinsames Singen und Workshops 9.30-17.30 Uhr.
Öffentliche musikalische Vesper 18 Uhr.
Anmeldung siehe
www.chorverband-ekhn.de/frauenchoere/forum