
Forum FrauenSingen 2012 – Materialien und Bericht
Übersicht
Filme
- Gesamter Film (52 MInuten)
- Film
- Ausschnitte FrauenSingen der EKHN am 2. Juni 2012 im Kloster Eberbach im Rheingau (14:35)
- Yvonne Monsees Fotografien:Blickwinkel in Kloster Eberbach (1:36)
Materialien
Zur Erinnerung an das Forum FrauenSingen im Jahr der Kirchenmusik stehen viele Materialien bereit:- Geh aus mein Herz – FrauenSingen im Jahr der Kirchenmusik (Artikel von Ursula Reichert und Bettina Strübel in der Zeitschrift Arbeitshilfe zum Weitergeben der Evang. Frauen in Deutschland (EFID))
- Die Referentinnen
- Workshop Strübel: Kyrie der Hildegard von Bingen
- Workshop Schaeffer: Terlusollogie, die Lehre von den zwei Atemtypen
- Workshop Reich: Psalm 118
- Workshop Wehnert: Shen khar venakhi
- Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung (Ursula Reichert)
- Wir danken allen Mitwirkenden des Tages (Ursula Reichert)
- Ablauf Musikalische Vesper
- Forum FrauenSingen ist eine Marke geworden (als pdf-Datei)(Heidi Förster)
- Lied: So lang wir Atem holen
- So lang wir Atem holen (Satz für gemischten Chor von Christa Kirschbaum) (g-moll)
- So lang wir Atem holen (Frauenchorsatz von Heinz Zickler nach dem Satz von Chr. Kirschbaum) (g-moll)
- So lang wir Atem holen (Frauenchorsatz von Ursula Reichert nach dem Satz von Chr. Kirschbaum) (a-moll)
- 12 Weisen mit einem Lied Freundschaft zu schließen (Christa Reich)
- Ausblick: FrauenSingen nach Frankfurt
Forum FrauenSingen ist in der EKHN eine Marke geworden
400 Frauen aus Hessen und Nassau nahmen am Ganztags-Workshop im Jahr der Kirchenmusik 2012 der EKHN im Kloster Eberbach teil.
„Die heilsamste Kraft für mich ist die Stimme“, sagte Béela Müller, Sängerin aus München, eine der 10 Workshopleiterinnen beim Forum FrauenSingen am 1. Juni 2012 im Kloster Eberbach. Die Teilnehmerinnen kamen in ihrem Workshop „Auf Flügeln des Atems… und das Singen wird leicht“ in nur 60 Minuten ihrer eigenen Stimme auf die Spur. Dabei lernten sie dank einfacher Atemübungen, wie heilsam das Singen ohne Anstrengung sein kann. Auch Helen Schneider aus Darmstadt, die bis dahin dachte, sie könne gar nicht singen, hörte plötzlich mühelos ihren eigenen Sopran. 400 Frauen aus Hessen und Nassau nahmen am Ganztagsworkshop Forum FrauenSingen teil, dreimal so viele Teilnehmerinnen wie in den Vorjahren. Zum Erfolg dieser Veranstaltung im Jahr der Kirchenmusik 2012 meinte Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum: „Ich glaube, die Vielfalt von musikalischen Angeboten von Stimmbildung über Notenkennenlernen bis zur chorischen Improvisation gibt es nicht so häufig.“ Frauen aus dem Evangelischen Chorverband, aus den Reihen der Evangelischen Frauen und auch Teilnehmerinnen außerhalb der Verbände trafen sich zu dieser besonderen Veranstaltung. „Es sind Frauen unterschiedlicher sozialer Prägungen, das hat was Pfingstliches“, kommentierte Christa Kirschbaum und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Frauensingen ist in der EKHN eine Marke geworden.“
Heidemarie Ludolf, eine der Teilnehmerinnen aus Büttelborn, die seit 40 Jahren im dortigen Evangelischen Kirchenchor mitsingt, lobte die hervorragende Organisation. Ursula Reichert, die dafür ehrenamtlich vom Verband Evangelischer Chöre in Hessen und Nassau die Verantwortung trug, bekam am Ende des Tages einen wohlverdienten, langen Applaus. Heidemarie Ludolf hatte im Workshop: „Lieder der Hildegard von Bingen“ gelernt, nach Noten wie im Mittelalter, also nach Noten, die nur mit Punkten ohne Hälse notiert sind, zu singen. Bettina Strübel, seit Oktober 2011 Kantorin in Frankfurt, leitete den Workshop und begleitete den Gesang mit ihrem tragbaren mittelalterlichen Orgelpositiv.
„Dass man angeregt wird, auswendig zu singen, denn, was man auswendig lernt, hat man im Herzen“, erfuhr die Kantorin Carola Röder aus Erzhausen im Workshop „Mit Lust und Liebe Psalmen singen“ von Christa Reich. „Singen ist für mich Lebensäußerung“, bekannte die 51-jährige, die viele Jahre als „Pfarrersfrau“ ehrenamtlich Kirchenchöre geleitet hatte und seit 2009 den Chor in der evangelischen Gemeinde Büttelborn führt.
Der Altersdurchschnitt beim ForumFrauenSingen lag bei 50 Jahren. Aber auch jüngere Teilnehmerinnen wie die 39-jährige Birgit Ritter fühlten sich im Kreise der Frauen einen Tag lang einfach nur wohl und nahm viele Impulse mit. Bei der Sopranistin Natascha Jung bekam sie kleine Tipps, „zum Beispiel wie man in den Rücken einatmet“. Das Singen im Chor bedeutet für die zweifache Mutter nicht nur Lebensfreude, sondern auch „Zeit für mich“, so die Chorsängerin der Neuen Rheingauer Kantorei. Die 48-jährige Martina Hennig aus Schönborn bei Diez nahm bei dem leidenschaftlichen Kirchenmusiker Alexander Lang viele Impulse für das „Singen im Flow“ mit.
Kontemplativ gleich einer Meditation lernten die Frauen bei Melanie Wolf „die spirituelle Kraft der Gesänge aus Taizé“ kennen. 1940 hatte Frère Roger die internationale ökumenische Gemeinschaft in Frankreich gegründet. Die Lieder aus kurzen, stets wiederholten Gesängen wirken wie ein gesungenes Gebet und das Wiederholen gleicht einer Meditation. Im Bibliothekssaal des Klosters herrschte eine wunderbare Akustik. Die Frauen saßen in mehreren Stuhlreihen im Kreis und wurden von Keyboard und Gitarre begleitet.
Zum „Vespern“ kamen die Teilnehmerinnen an langen Tischen im Laiendormitorium zusammen, einem großen Saal, der von vielen Säulen getragen den Laienbrüdern des Klosters vor 500 Jahren als Schlafsaal diente.
Bernhard von Clairvaux hatte die Zisterzienser zum ausstrahlungskräftigsten Orden des Hochmittelalters, einer religiösen Massenbewegung, entwickelt. Niedergelassen hatten sich die ersten Mönche auf dem Gebiet des Klosters Eberbach um 1115, nachdem der Sage nach ein Eber dort den Boden für den späteren Klosterbau platt gewälzt hatte und danach dreimal über den Bach gesprungen war. Dies ging als „heilige Geste“ und als Namensgebung für das Kloster in die Geschichte ein. Vor 500 Jahren zählten 9500 Hektar Land zum Besitz der Zisterzienser, 1,5 Millionen Liter Wein waren in ihren Kellern gelagert und wurden unter anderem bis zum Zarenhof nach Sankt Petersburg geliefert.
„Wir sind jetzt durchgeistigt und durchgetanzt“ sagte eine Teilnehmerin aus Mainz-Budenheim munter und froh beim Kaffee-Trinken. Ihr Mann hatte sie noch am Vormittag angerufen und gefragt: „Soll ich dich abholen?“ „Nein, lass mal, ich werde es überstehen“, hatte sie ihm geantwortet. Nicht „überstanden“ hatten am Samstag abend 400 Frauen das Forum Frauensingen, bereichert fuhren die meisten von ihnen nach Hause. Zum Beispiel die Teilnehmerinnen, die im Kurs von Béela Müller erkannt hatten, welcher Atemtyp sie sind. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen von Dr. Charlotte und Christian Hagena gibt es den „lunaren“ und den „solaren“, den Einatmungs- und den Ausatmungstyp. Nach einigen Atmungsübungen erfuhren die Teilnehmerinnen, dass entweder beim Einatmen oder beim Ausatmen mehr Kraft in Körper und Stimme fließen. Herausfinden lässt sich der Atemtyp je nach Geburtsdatum. Das Atemzentrum werde im Hirnstamm zum Zeitpunkt der Geburt eindeutig, lebenslang geprägt, so der Mediziner Christian Hagena.
Christa Kirschbaum, die die Sängerinnen beim Forum FrauenSingen mit Übungen zu chorischer Improvisation begeistert hatte, kannte auch bereits die Lehre von den Atemtypen und meinte: „Ich bin der solare (der Ausatmungs-) Typ“. Das sind, wie B&ecaute;ela Müller erklärte, diejenigen Sängerinnen und Sänger, die aktiv ausatmen und ballenbetont, mit lockerem Becken und gebeugten Armen lange stehen und singen können. Und das kann die ausdrucksstarke Kirchenmusikerin Christa Kirschbaum, die die 400 Sängerinnen in der abschließenden Ökumenischen Vesper in der Basilika des Klosters Eberbach zu einer stimmgewaltigen chorischen Aufführung des Liedes „So lang wir Atem holen, erweckt uns Gottes Ruf…“ animierte. Und beim Singen spürten die Frauen, dass nicht nur Geist und Seele, sondern auch der Glaube gestärkt wurden. Im vierstimmigen Satz dieses Liedes für gemischte Chöre, den Christa Kirschbaum geschrieben hat, lautet der Text der ersten Strophe: „….Einander zugewiesen als Farben eines Klangs sind wir im Chor des Lebens die Stimme tiefen Danks“.
Während die Frauen dieses Lied tagsüber im Laiendormitorium, dem 680m langen „längsten profanen Saal des Mittelalters nördlich der Alpen“, wie uns die Klosterführerin erklärt hatte, einstudiert hatten, waren vor den Fenstern auf den Wiesen des ehemaligen Zisterzienserklosters, in dem bis 1803 noch 22 Mönche lebten, immer wieder festlich Hochzeitspaare vorbei flaniert. Zu diesen Eindrücken passte musika-lisch hervorragend die vierte Strophe des Liedes „So lang wir Atem holen“:
„Das Lied hebt seine Flügel…es blickt hinaus ins Weite, es atmet deinen Geist.
Schon tönt in unserm Singen von fern das Hochzeitfest“.
Das ForumFrauenSingen fand im Rahmen des Jahres der Kirchenmusik 2012 der EKHN statt. Bis 31.12.2012 finden in den Kirchengemeinden, in den 47 Dekanaten und landeskirchenweit etwa 5000 Veranstaltungen unter Mitwirkung von 2000 Musikensembles und 35.000 Mitwirkenden unter dem Slogan Kirche macht Musik – Musik macht Kirche! statt. Flyer, Veranstaltungen, Logos, Plakatvorlagen und Informationen rund um die Kirchenmusik mit Referenten, Noten oder Konzerten finden Sie unter www.kirche-macht-musik-ekhn.de.
Heidi Förster/Öffentlichkeitsarbeit im Jahr der Kirchenmusik 2012